Der Ziegelwerfer
Eine orientalische Geschichte über Depression, Stress und Burnout.
In Aria, dem Altpersien, wollte ein Höfling sehen, welche Fortschritte der Bau des neuen Palastes machte. Er erblickte die Arbeiter und Handwerker, die sich eifrig mühten. Mit Erstaunen fiel sein Blick auf die Handlanger, die den Maurern die getrockneten Lehmziegel, Khescht genannt, über drei Stockwerke hoch zuwarfen.
Einer der Handlanger übertraf alle seine Kameraden. Während bei diesen mancher Lehmziegel den Maurer gar nicht erreichte, sondern nach kurzem Flug auf dem Boden zersprang, warf dieser Handlanger seine Ziegel mit unglaublicher Kraft und Sicherheit höher als alle anderen.
Eine Zeitlang schaute der Höfling verwundert zu. Schließlich sprach er den Handlanger an: „Guter Freund, du leistest ganz Außergewöhnliches. Du wirfst den Stein höher als alle deine Kameraden, und dein Wurf übertrifft alle an Sicherheit. Wie kommt es, dass du das kannst?“
Der Arbeiter antwortete: „Hoher Herr! Ich bin innerlich glücklich. Die Quelle meiner Kraft ist die Harmonie, in der ich mit meiner Frau zusammenlebe. Ihr gutes Wort begleitet mich am Morgen zur Arbeit und empfängt mich am Abend wieder zu Hause. Sie ist für mich da und ich für sie.“
Es dauerte nicht lange, da liessen die Würfe des Mannes nach. Öfter verfehlten seine Lehmziegel die fangbereiten Hände des Maurers. Der Handlanger wirkte krank und melancholisch und war auch nicht mehr in der Moschee zu sehen, die er früher regelmäßig zum Gebet besucht hatte.
Schließlich rief der Höfling. „He da! Für das, was du leistest, willst du auch noch Geld bekommen? Du zerschlägst mehr Ziegel, als deine Arbeit überhaupt wert ist. Warum arbeitest du nicht wie früher?“
„Eine Wolke verdunkelt mein häusliches Glück“, antwortete der Amalleh traurig. „Ich habe keine Freude mehr zu Hause. Meine Frau ist nicht mehr wie früher. Das Gebet gibt mir keinen Frieden mehr und den Menschen misstraue ich.“